Farbmanagement unter Windows oder Microsoft und CMYK
Farbmanagement mit Microsoft-Programmen — geht das?
CMYK und Bill Gates: Kann man mit Kiemen an Land atmen?
Ersteres ist möglich, letzteres nicht. In einer Mailingliste entspann sich dazu folgende kurze Diskussion:
(CMYK: Cyan, Magenta, Yellow, Black — die 4 bei Druckern verwendeten Grundfarben.)
Anfrage (gekürzt)
- Gibt es eine Erklärung oder Bestätigung dafür, dass Microsoft Office (oder Windows?) cmyk-TIFs nicht richtig (das heißt: farbgetreu) behandelt?
- Gibt es eine Möglichkeit, mit besonderen Acrobat Distiller-Settings aus Office heraus in der PDF-Datei farbgetreue Ergebnisse zu erzielen?
- Sollte man andere Quell-Abbildungen in Office verwenden?
- Managt überhaupt jmd. aus diesem Kreise echte Druckvorstufe aus MS Office heraus? Wenn ja, wie erfolgreich?
Antwort 1
Das ist ein RIESEN-Thema mit viel Mut+Zeit zum Probieren. Hier ein paar Gedanken:
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Antwort 2
Grundsätzlich gilt in der Literatur das Problem Office-Programme und Farbmanagement als nicht gelöst bzw. nicht lösbar. Leider fühlt sich auch keiner der einschlägigen Farbmanagement-Päpste dazu berufen, die Sache anzugehen; man erntet dort nur mitleidiges Lächeln als Office-User, der auch einmal farbtreu druken möchte. Office-Programme werden farbmanagementmäßig nicht ernst genommen. Das vorweg.
Fachlich ist es leider so, daß Word + Co. sich völlig unberechenbar bzgl. Farbmanagement verhalten. Sicher ist nur, daß alle importierten farbigen Elemente unterschiedlich behandelt werden, abhängig vom Dateiformat. Sicher ist auch, daß Word nur RGB-Daten verarbeiten kann, wobei nicht bekannt ist, nach welchen Farbraumtransformationsvorschriften und in welchen Farbraum Word die Daten konvertiert.
Erschwerend tritt oftmals das Problem auf, daß Firmenfarben als Schmuckfarben von den Agenturen vorgegeben werden. Diese Vorgehensweise hat in den vergangenen Jahrzehnten ihre Daseinsberechtigung gehabt, als es einfach war, in der Offsetdruckerei eine Sonderfarbe als 5. Farbe aufzulegen. Druckereien und Agenturen waren recht glücklich darüber, weil damit Geld zu verdienen war (vor allem Pantone war glücklich). Das ist aber Steinzeit, weil Hauptausgabemedien nun Bildschirm, Tintenstrahler, Digitaldrucker und Farblaserdrucker sind. Hier sind nun Agenturen gefragt, die als Firmenfarben Mischungen wählen, die in den üblichen kleinen Farbräumen wiedergegeben werden können. Ich kenne keine Agentur, die über so etwas überhaupt nachdenkt. Wenn also Ihr Logo schmutzigbraun erscheint, kann man das durch Farbmanagement zwar lösen, aber der Glanz und die Sättigung der Originalfarbe wird wohl in vielen Fällen unrettbar verloren sein, weil die Ausgabegeräte nach der Separation eben keine Schmuckfarben reproduzieren können.
Zu Frage 1: Die Erklärung ist einfach, daß Office CMYK-TIFFS überhaupt nicht richtig behandelt, sondern grundsätzlich in RGB wandelt ohne Rücksicht auf übliche Transformationsvorschriften.
Zu Frage 2: Nein, wenn Sie nicht schon weit vorher Vorsorge treffen. Der Distiller ist notwendig, um zu sauberen Ergebnissen zu kommen. Oder mit anderen Worten: Farbgetreu drucken aus Office geht NUR über PDF. Aber dazu muß die Farbverwaltung vor Word nach bestimmten Richtlinien arbeiten.
Zu Frage 3: Nein, das ist eigentlich egal. Die Quell-Abbildungen müssen nur bestimmten Vorschriften genügen.
Zu Frage 4: Viele Druckereien lehnen es inzwischen ab, Office-Dateien zu verarbeiten, wenn es um den Farbdruck geht. Das ist in meinen Augen vernünftig. Dem spricht entgegen, daß mehr und mehr Office-Dokumentationen farbig ausgedruckt werden (müssen). [Werbung ON]: Unser Praxis-Buch zu Farbmanagement wird in einigen Monaten in zweiter Auflage erscheinen. Das neue Buch wird noch praxisorientierter sein als das erste, und wird sich somit von den Konkurrenzprodukten weiter unterscheiden. Ein wesentlicher neuer Schwerpunkt ist das farbrichtige Drucken aus MS-Office heraus. Seit drei Monaten arbeiten wir intensiv daran, sichere Kochrezepte für diesen wirklich unerfreulichen Part festzuschreiben. Unsere Erfahrungen zeigen, daß man sehr unkonventionell und abseits der reinen Lehre arbeiten muß, dann aber vernünftige Resultate zu Papier bringen kann. [Werbung OFF]
Im Mai werde ich ein Farbmanagement-Projekt für einen Kunden mit sehr heterogener Soft- und Hardware-Ausstattung bearbeiten. Dort geht es — wie bei Ihnen auch — um die Einführung von durchgängigem Farbmanagement mit dem Ziel, aus allen genannten Anwendungen auf unterschiedlichen Ausgabemedien farbgetreue Drucke zu erzeugen.
PS: Für das Praxisbuch siehe www.thiele-dokumentation.de.
Antwort 3
Hinsichtlich Farbe und Office/CMYK etc. wurde schon alles (und mehr) gesagt, als ich auch zu sagen hätte. Bleibt mir nur noch:
> Das Word-Doc enthält die Excel-Tabellen als WMF-Grafik
> via Windows-Zwischenablage importiert.
WMF taugt als hochwertiges Export-/Austauschformat nicht wirklich. Ebenso wie Office kennt es den CMYK-Farbraum nicht — alles wird nach RGB gewandelt. Außerdem kennt es nur wenige vordefinierte Strichstärken (was aber hier wohl noch nicht das Problem ist). Damit ist auch ein Import über die Zwischenablage immer problematisch: Wenn diese Konvertierungen vornimmt, dann nach RTF, WMF bzw. BMP (ebenfalls ein reines RGB-Format), womit für CMYK das Farbproblem sowohl für Texte als auch für Bilder immer besteht.
Fazit: Wer MS-Produkte in seinem Workflow hat (und sei es nur als "Zwischenablage"), muss entweder wissen, was er/sie tut oder bleibt im RGB-Farbraum — und zwar dem von MS (255 bit pro Farbe).
Antwort 4 (zu Frage 3)
Sie sollten versuchen, jede Abbildung durch Word durchzuschleusen und somit seiner Einflussnahme zu entziehen. Probieren Sie es mal mit EPS als Datenformat und binden Sie die Abbildung nur als Referenz ein. 'Encapsulated Postscript' => Den Inhalt rührt Word nicht an. Erst der PS-Druckertreiber vor dem Distiller fasst den Inhalt wieder an. Vielleicht klappt es dann auch mit CMYK.
Quelle
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